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Vertical Gardening – wegweisend für zukünftiges Bauen in Großstädten?

München bekommt sein erstes Hochhaus mit begrünter Fassade. Interview mit Stefan Pfender von Arabella 26 Liegenschaftsverwaltung.

Es ist in der Tat ein Immobilienprojekt der Extraklasse, das Bauherr Stefan Pfender in der Arabellastraße 26 entwickeln wird. Die drei Riesen des Arabellaparks – Arabellahaus, „Arabeska“ und das Hypo-Hochhaus – bekommen in den nächsten Jahren attraktive Gesellschaft. Es soll ein 52 Meter hohes begrüntes Hochhaus mit 14 Geschossen für Wohnen und Gewerbe entstehen. Das Besondere daran: Die künftigen Bewohner des Hochhauses werden hier von sehr viel Grün umgeben sein, denn die Außenwände des Hauses werden weitgehend aus Glas bestehen und davor wachsen Pflanzen. Vertical Gardening soll dazu beitragen, das Klima der Stadt zu verbessern. Bauherr Stefan Pfender verrät uns im Interview Neuigkeiten zum aktuellen Stand des Bauprojekts und zu den Vorteilen von Vertical Gardening.


Herr Pfender, in welcher Phase befindet sich Ihr Neubauprojekt im Arabellapark aktuell?

SP: Aktuell befinden wir uns mit der LH München im Bebauungsplanverfahren. Die Stadtgestaltungskommission hat im Juli 2015 unser Projekt befürwortet, und der Stadtrat hat im Juli 2017 den Aufstellungsbeschluss gefasst und wir hoffen, dass der Satzungsbeschluss bis Ende 2019 auch vom Stadtrat gefasst wird. Dann werden wir den Bauantrag im Jahr 2020 einreichen, sodass ein Neubau Ende 2020 bzw. im Jahr 2021 starten kann.


Mit welchem Investitionsvolumen rechnen Sie?
SP: Unser Investitionsvolumen für dieses grüne Hochhaus wird bei ca. 70 Millionen Euro liegen. Es entsteht ein gemischtes Wohngebäude mit ca. 30 Prozent Gewerbe in Form eines gewerblichen Boarding-Hauses und 70 Prozent Wohnen in den oberen Etagen. Dabei entstehen auch SOBON-Mietwohnungen, d.h. preisgebundene Mietwohnungen im München Modell Miete.


Das begrünte Hochhaus in dieser Höhe ist derzeit noch einzigartig in Deutschland. Rechnen Sie mit einer besonders großen Nachfrage bei den Nutzern und zukünftigen Mietern?
SP: Das Projekt ist einzigartig für Deutschland, da bisher niemand ein gesamtes Hochhaus mit begrünten Fassaden konstruiert hat. Unsere Planer haben hier einen tollen Job gemacht und ein modernes, ökologisch sehr nachhaltiges Gebäudekonzept entwickelt. Wir rechnen hier mit einer großen Nachfrage der zukünftigen Nutzer/Mieter, da diese Art des Wohn- und  Geschäftshauses so noch nicht zur Verfügung steht. Dieses Haus wird einmalig in München sein und den Arabellapark auch optisch bereichern wird.

 

Was gilt es bei der Vermietung dieses besonderen Bauprojektes zu beachten?
SP: Der Bewohner und Nutzer dieses Hauses hat ein einmaliges Erlebnis. Seine Fassade, die er auch teilweise von innen mit den großen Fensterfronten wahrnimmt, ist komplett grün, bewachsen und lebendig. In Abhängigkeit der von Jahreszeit ändern sich die Farben und Schattierungen der Pflanzen, es wird ein lebendiges Erlebnis werden. Wir haben über 20 verschiedene Pflanzen für das Haus für die unterschiedlichen Höhen und Ausrichtungen geplant. Bei der Vermietung muss eigentlich keine Einschränkung oder Besonderheit beachtet werden. Die grüne Fassade wird von der Hausverwaltung zweimal im Jahr gepflegt und die Bewässerung erfolgt vollautomatisch.

 

Welche Vorteile entstehen durch denEinsatz von Grünpflanzen an Gebäuden in großen Städten?
SP: Pflanzen beleben die Stadt, spenden im Sommer Schatten und schaffen ein gesundes Klima. Bei unserem Hochhaus werden diese Pflanzen zusätzlich für ein harmonisches, gesundes Umfeld sorgen. Ein derartiges Umfeld wird dafür beitragen, dass man auch glücklicher und zufriedener wohnen bzw. leben wird.

 

Mit welchem Aufwand für Erhalt und Pflege des vertikalen Gartens ist zu rechnen? Wie hoch sehen Sie die Unterhaltskosten?
SP: Die Unterhaltskosten sind im normalen Rahmen. Die Pflege der Pflanzen erfolgt durch einen schmalen Wartungsgang, der hinter den Pflanztrögen verläuft. Die Bewässerung erfolgt mit Regenwasser und Grundwasser und wird computergesteuert überwacht.

 

Welche internationalen Erfahrungen gibt es bereits mit ähnlichen Bauprojekten?
SP: Die Auswahl unserer Pflanzen und das konstruktive System erproben wir aktuell in Freilandversuchen mit der Hochschule Weihenstephan, Frau Prof. Duthweiler. Sowohl die Planungsfirma Vertiko aus Freiburg als auch Prof. Duthweiler bringen ihr umfangreiches Know-how ein, sodass wir hier gemeinsam ein erfolgreiches Projekt umsetzen können.

Jede Klimazone hat ihre speziellen Einflüsse und dieses Wissen wurde berücksichtigt.

Internationale Erfahrungen gibt es primär in Asien z.B. in Singapur mit großen fassadenbegrünten Häusern. Das Beispiel Boso Verticale in Mailand zeigt, dass eine derartige grüne Architekturikone das gesamte Stadtviertel aufwerten kann und interessierte architekturbegeisterte Menschen so ein Gebäude auf ihre Sightseeing-Tour-Liste nehmen werden. Wir hoffen, dass wir hier dem Arabella Park eine kleine Aufwertung geben können, und freuen uns auf die Umsetzung des Projektes.


Vielen Dank für das Interview.

 

Ein Beitrag aus den „Stadtteil News“ – publiziert von Duken & v. Wangenheim