Schwabing

Stadtteil-Style / Schwabing

Auf unterhaltsame, manches Mal bissige, aber stets sehr treffende Art und Weise sinniert Niki Pförringer in seinen Kolumnen für die Stadtteil News über die Münchner Lebensart. Dabei wird klar: München ist nicht gleich München. Sicher, die drei Münchner Grundtugenden „Geschäftigkeit, Gemütlichkeit und Grantlertum“ geben den Takt vor. Doch darüberhinaus haben alle Viertel ihre Eigenarten, unterscheiden sich in feinen, jedoch recht deutlichen Nuancen. Jedem Stadtteil ist also ein unverkennbarer Stil zueigen, der sich mühelos in einen Wohnstil übersetzen lässt. Wir baten die Neuen Werkstätten um ihre Interpretation …

 

SCHWABING – NEO BOHEMIAN

„Schwabing ist nicht ein Stadtteil, sondern eine geistige Bewegung.“ An den brodelnden Hotspot der Boheme, den die „holsteinische Venus“, Gräfin zu Reventlow, als schillernde Figur prägte, und als der Schwabing um die Jahrhundertwende weit über die Grenzen des Freistaats hinaus berüchtigt war, erinnern heute lediglich noch die großen Atelierfenster, die seinerzeit die dunklen, muffigen Dachgeschosse der Stadthäuser mit für Kunstschaffende so essenziellem Tageslicht erfüllten. Doch auch wenn laut Wikipedia „der Gentrifizierungsprozess in Schwabing heute als weitestgehend abgeschlossen gilt“, wohnen hier noch überdurchschnittlich viele Kunstschaffende wie Literaten, Schauspieler und bildende Künstler.

Und deren häusliche Umgebung – selbstverständlich Altbau – erinnert entweder mit knarzigem Fischgrätparkett und prachtvollen Flügeltüren an seine herrschaftliche oder aber mit großflächigen einfach verglasten Fenstern an seine Vergangenheit als Hinterhof-Werkstatt.
So oder so ist sie vollgestopft mit Dingen, die Geschichten erzählen. Herzstück selbstredend: das Bücherregal. Die Neuen Werkstätten greifen für das klassische Schwabinger Intellektuellen-Heim zum Modell Infinito (Cassina). Gut mitgedacht, denn es lässt sich – wie der Name schon andeutet – beliebig erweitern. Inspirierender Austausch in geselliger Runde findet entweder auf dem ausladenden Sofa Hamilton (Minotti) statt oder am – passenderweise runden – Esstisch. Hier wurde ein Bauhaus-Klassiker, der Tulip-Table (Knoll International), gewählt. Und so elegant die Brücke geschlagen zwischen der  Schwabinger Epoche Jugendstil und heute. Eine Reminiszenz an Erstere sind die organisch geformten Hadron-Leuchten (Bodo Sperlein). Das nötige Maß an Nonkonformität wird durch den allem zugrundeliegenden Teppich Nomad (Minuu) erfüllt. Sein grobes, aufgebrochenes Berbermuster spiegelt unmissverständlich das nonchalante Selbstverständnis des Hausherrn als weitgereister Weltbürger wieder. Und stellt sicher, dass die übrige Einrichtung eben nicht zu un-individuell gerät.

Bunte Farben und ähnliche künstlerische Ausschweifen sucht man jedoch vergeblich. Elegant-gedeckte Farben verwenden die Neuen Werkstätten zwar mit Vorliebe. Doch der Schwabinger Neo Bohemian hat es ohnehin nicht nötig, seine Individualität zu offensichtlich zur Schau zu stellen. Die „geistige Bewegung Schwabing“ interpretieren die Neuen Werkstätten also mit den für sie charakteristischen Stilmitteln in bekannt treffsicherer Art und Weise.

Ein Beitrag von Verena Schindler, Marketing Duken & v. Wangenheim