Prinz Luitpold von Bayern über die Nymphenburg Porzellan Manufaktur und wie ein Rhinozeros in den Porzellanladen kommt
Einer der schönsten Orte Münchens ist zweifellos das weltbekannte Schloss Nymphenburg. Nicht jeder Münchner weiß, dass sich hinter Mauern im Nördlichen Zufahrtsrondell ein wahres Kleinod verbirgt: die Porzellan Manufaktur Nymphenburg. Ein Ort wie aus der Zeit gefallen, wie es einmal eine Redakteurin des Fernsehsenders „Arte“ beschrieb, und gesegnet mit weltweit einzigartigen Werkstätten und lichtdurchfluteten Meisterateliers.
Alle Bestellungen werden in der Produktentwicklung der Manufaktur individuell entwickelt, von unseren Spezialisten in jedem Fertigungsschritt von Hand gefertigt und strengen Qualitätskontrollen unterzogen.
Dieser Ort atmet Geschichte – und ist doch ein Hort für kreative Vordenker, Designer und Künstler unserer Zeit. Zugleich prägt der Manufakturstandort einen ganzen Stadtteil. Hier lebt und feiert man Kultur. Hier ist man sich der einzigartigen Geschichte durch tägliche Begegnung besonders bewusst. So ist auch die Porzellan Manufaktur untrennbar mit der Geschichtsschreibung verbunden – der Geschichte meiner Vorfahren, der Wittelsbacher. Im Jahre 1747 gründete Kurfürst Max III. Joseph von Bayern die kurfürstliche Porzellan-Manufaktur und legte damit den Grundstein für ein bis heute einzigartiges Unternehmen – eine der letzten Reinstmanufakturen der Welt.

Das Haus Wittelsbach und auch ich persönlich fühlen sich der reinen Handarbeit und dem hohen künstlerischen Anspruch besonders verpflichtet. Mehr noch – ihre Tradition als kostbaren Schatz achtend, arbeitet die Manufaktur heute in reiner Handarbeit und mit dem Anspruch höchster künstlerischer Qualität, in enger Zusammenarbeit mit den renommiertesten Gestaltern. Die Faszination von Nymphenburg Porzellan strahlt weit über die Landesgrenzen hinaus in die ganze Welt. So ist es mir immer wieder eine Freude, Gäste aus allen Ländern der Welt in der Manufaktur willkommen zu heißen.
Ganz besonders schön ist es im Sommer, wenn man durch den Garten der Manufaktur spazieren kann. Über hundert Jahre alte Bäume spenden Schatten und entlang des Schlossbaches kann man die Majolika Skulpturen bewundern. Als Prestigeobjekt des bayerischen Königshauses zog die Porzellan Manufaktur 1761 im Zuge der Erweiterung von Schloss Nymphenburg in das Nördliche Schlossrondell ein. Die gesamte Anlage steht unter Denkmalschutz und ist aus produktionstechnischer Erwägung nur zu bestimmten Anlässen frei zugänglich. Im Herbst vergangenen Jahres konnten wir zum Beispiel mit einem wunderbaren Fest die Eröffnung der Exklusivzimmer feiern. Dank dieser neu gestalteten Räume sind nun erstmals rund 40.000 Musterstücke aus den Archiven ausgestellt.

In der Inszenierung in den Showrooms der Beletage sind exquisite Objekte, kostbare Archivalien und Artefakte zu sehen. Kunstvoll arrangierte Tafeln präsentieren das Nymphenburg Porzellan in einem gelebten Umfeld. Für unseren Wohnsitz auf Schloss Kaltenberg haben wir für den Hof prachtvolle Löwen aus Majolika ausgewählt. Skulpturen aus Majolika, auch sie werden in Nymphenburg hergestellt, sind nicht nur für den Garten gedacht, sondern wirken auch großartig im Interieur. Bei einem Besuch der Bayerischen Staatsoper kann man zum Beispiel die Kontinente von Joseph Wackerle bewundern.
Zudem besteht die Möglichkeit, der eigenen Fantasie freien Lauf zu lassen. Weil in der Manufaktur alles von Hand gefertigt wird, können auf Wunsch einzigartige Stücke, vollständig maßgefertigt, realisiert werden. Mitunter sind sie Ausdruck verrücktester Träume oder Erfüllung eines lang gehegten Wunsches ihres Auftraggebers. Als Anregung haben wir im Palais im Nördlichen Schlossrondell eine Sonderausstellung für Architekten, Bauträger, Interior Designer und private Auftraggeber eingerichtet, sodass wir direkt am Ort der Entstehung Vorschläge einbringen können.
Alles beginnt mit einer Idee, einer persönlichen Geschichte des Auftraggebers: Der eine, kunstliebender Unternehmer, wünscht sich ein außergewöhnliches Firmengeschenk. Ein anderer, Liebhaber großer Yachten, liebäugelt mit einem maritimen Wanddekor aus feinstem Porzellan. Ich selbst segle leidenschaftlich gerne und finde den Brunnen mit einer Unterwasserlandschaft, der im Café Reitschule zu sehen ist, besonders schön. Bei meinen vielen Reisen sammele ich Eindrücke aus aller Welt und habe beobachtet, dass in der heutigen schnelllebigen Zeit das Zuhause wieder zum bedeutenden Ort geworden ist.

Die Objekte von Nymphenburg sind authentisch und erzählen die Geschichte der Manufaktur. In Zeiten der industriellen Fertigung und Massenproduktion verstärkt sich der Wunsch nach Abgrenzung vom Mainstream, hin zu Individualität und herausragender Qualität. Der Kunde wird Connaisseur, wählt bewusst aus, wird kritischer, will selbst das Storytelling der Produkte, die er kauft, weiterspinnen. Deswegen sucht er etwas Besonderes, das in den Bereich der Sinnsuche, Richtung echter Werte und Kultur zielt, zum Beispiel Tischkultur. Das Service lässt sich speziell auf die Bedürfnisse des Kunden abstimmen. Besonders gefragt ist die Individualisierung, beispielsweise mit Monogrammen oder einer Wunschfarbe, die aus 15.000 verschiedenen Farben gewählt werden kann. So bekommt der Kunde ein einzigartiges Stück, ein Unikat.
Wenn wir zu Hause Gäste empfangen, decken wir den Tisch gerne mit dem „Perl Service“ und mit Porzellanfiguren, wie dem Rhinozeros „Clara“. Clara ist ein Eisbrecher, ein typisches Conversational Piece. So nannte man schon in früheren Zeiten Tafeldekoration mit Objekten, über die Tischgäste miteinander ins Gespräch kommen und die die feine Kunst der Unterhaltung inspirieren. Statt dem üblichen Small Talk, tragen die Objekte zu einer Unterhaltung der anderen Art bei und lassen den Abend so unvergesslich werden.
Vielleicht regt dieser kleine gedankliche Rundgang durch die Liegenschaften Nymphenburgs auch Sie an, noch stärker das Besondere im Alltag zu sehen – und der Inszenierung kleiner Alltagsrituale mehr Raum zu geben, so wie es in der Porzellan Manufaktur gepflegt wird. Dann hat dieses Wort an Sie seinen Sinn erfüllt.
S.K.H. Prinz Luitpold von Bayern
Inhaber Porzellan Manufaktur Nymphenburg
Ein Beitrag von Claudia Munno, Marketing Duken & v. Wangenheim