Sammlerin Ingvild Goetz schenkt dem Freistaat Bayern ausgewählte Medienkunst und Museumsgebäude

Warum sammelt ein Sammler?
Der puristische Glas- und Holzkubus in der Oberföhringer Straße 103 – längst der Treffpunkt für Kunst- und Architekturinteressierte in München schlechthin. Die Sammlung Goetz ist die größte private Sammlung zeitgenössischer Kunst in ganz Deutschland. Das Wallstreet Journal zählt sie zu den besten zehn Privatsammlungen im Bereich der Gegenwartskunst. Das Credo von Ingvild Goetz: aktiv und kritisch sein, sich kontinuierlich um künstlerische Positionen erweitern.
„Eigentlich wollte ich Malerin werden, merkte aber früh, dass mir das Talent dazu fehlte“, erklärt Ingvild Goetz in einem Interview.1 Also gründete sie 1969 in Konstanz einen Grafikverlag, zieht später nach Zürich, lässt sich schließlich in München nieder. „Ich war eine schlechte Verkäuferin, hätte am liebsten alles behalten“, so Goetz weiter.2 Die Tochter des Versandhausgründers Werner Otto konzentriert sich ab 1984 auf ihre Vorstellungen von authentischer und kompromissloser Kunst. Vor allem interessiert sie die Arte Povera, die Kunst der jeweiligen Gegenwart und Werke von ausgewählten Künstlerpersönlichkeiten. „Ich sammle, was ich selbst gern gemacht hätte. Wer die Sammlung auf sich wirken lässt, kann einiges über mich erfahren“, erklärt die Kunstbesessene dem SZ-Magazin.3
Das Ergebnis: eine weltweit einzigartige Sammlung, präsentiert in einem puristischen Glas- und Holzkubus an der Oberföhringer Straße. Dieser wurde erbaut von dem damals noch unbekannten Schweizer Architekten-Duo Herzog & de Meuron. Die Kollektion umfasst über 5.000 Kunstwerke, darunter berühmte Namen wie Matthew Barney, Mona Hatoum, Cindy Sherman oder Pipilotti Rist. Mehr als die Hälfte der Künstler sind Frauen.
Einen besonderen Schwerpunkt bildet der Bereich Medienkunst mit annähernd 500 Filmen und Videos. Daneben sind etwa 4.500 Gemälde, Skulpturen, Fotografien, Zeichnungen und Installationen Bestandteil der Sammlung.
Ein großes Geschenk
Der Coup: Zum 1. Januar 2014 verschenkt Ingvild Goetz 375 Werke der Medienkunst und das gesamte Sammlungsgebäude selbst – freuen darf sich der Freistaat Bayern. Alle übrigen Werke verbleiben im Besitz der großen Sammlerin, werden aber als Dauerleihgaben der Pinakothek der Moderne und dem Haus der Kunst in München sowie dem Neuen Museum in Nürnberg zur Verfügung gestellt. Ingvild Goetz selbst ist nach wie vor künstlerische Leiterin des Museums und der Sammlung.
Ein Beitrag von Claudia Munno, Marketing Duken & v. Wangenheim
Quelle: Merkur-Online, Interview vom 24.10.2013; 3: SZ-Magazin, Heft 18/2012; 4: Der Tagesspiegel, Porträt vom 2.1.2014; Foto Sammlung Goetz: Architekten: © Herzog & de Meuron, Basel; Courtesy Sammlung Goetz, München; Foto: Wilfried Petzi, München; Foto Ingvild Goetz: Courtesy Sammlung Goetz, Ingvild Goetz, München, Fotograf: Thomas Dashuber, München