Schwabing

Biber in München – Schützling oder Schädling?

Ein kleiner Bauträger mit breitem Schwanz und scharfen Zähnen hält das Landratsamt seit einiger Zeit auf Trab … München und seine Biber

Münchens tüchtigster Bauträger plant stets Großprojekte an begehrten Ufergrundstücken und -parkabschnitten des Englischen Gartens entlang der Isar. Nur leider ist seine Projektentwicklung chaotisch und selten genehmigt. Er und seine Kollegen beginnen fröhlich neue Baustellen und verlassen sie über Nacht wieder.
Zu erkennen wäre er an seinem Bratpfannen-artigen Schwanz und stahlharten überdimensionierten Vorderzähnen. Zu sehen ist er aber nicht, denn er arbeitet ausschließlich im Schutz der Dunkelheit.
Der Biber war in Europa beinahe ausgerottet. Wie bei Bär, Luchs und Wolf ist daran allen voran die Jagd Schuld. Dann kamen die Artenschutzgesetze … Von 9.000 Tieren im Jahr 2007 ist der Bestand in den vergangenen zehn Jahren allein in Bayern auf knapp 30.000 angestiegen. Und steigt weiter.

Wer in Winter und Frühling an der Isar zwischen Max-Josefs-Brücke und Stauwehr entlang spaziert, kann viele Bau-Baustellen besichtigen. Spätestens jeder vierte Baum, groß oder klein, ist betroffen – schließlich ist der Biber von Natur aus auf Baumknabbern programmiert.
Bären, Wölfe und Luchse findet man in der Innenstadt heutzutage recht selten. Und so kann der Biber unbehelligt weiterarbeiten. Freilich interessiert es ihn nicht, ob ein Baum den von der Unteren Naturschutzbehörde genehmigten Fällumfang von 80 x 80 cm über dem Boden erfüllt. Alles wird angeknabbert, vom mageren Stängelbäumchen zum imposanten, 150 Jahre alten Naturdenkmal. Heute ein prachtvoller Schattenspender und wertvoller CO2- Schlucker, morgen Feuerholz.
„Die gehen teilweise an Bäume, die bis zu 30 Meter vom Wasser entfernt stehen, und inzwischen sogar auch an Nadelbäume. In Zukunft werden wir vermutlich noch viel mehr Schäden haben – bis die Biber-Population so groß ist, dass sich die Tiere aus Reviernot gegenseitig verbeißen.“ so Thomas Köster, Chef des Englischen Gartens.
Im Jahr 2014 beliefen sich die von Bibern verursachten Schäden bereits auf ca. 700.000 Euro – heute liegen sie deutlich höher. Im Englischen Garten, der ja unter Denkmalschutz steht, hüllt die Bayerische Seen- und Schlösserverwaltung mittlerweile jeden einzelnen erhaltenswerten Baum mit Drahthose ein. Allein hier wurden 16.000 Euro für Biberschutz ausgegeben.
Gleiches plant das Bibermanagement (Ja, diese Behörde gibt es wirklich): alle „erhaltungswürdigen“ Bäume entlang der Isar werden ab jetzt ebenfalls mit Drahthose vor Biber-Verbiss geschützt. Was das den Steuerzahler kostet, will keiner so richtig preisgeben. Und je mehr Bäume eingezäunt werden, desto weniger Wintervorrat können die Biber anlegen …
Eine sinnvolle Lösung gibt es also bislang nicht. Biber zum Abschuss freizugeben, steht natürlich nicht zur Debatte. Fangen und Umsiedeln wird von der Naturschutzbehörde abgelehnt.

Just im Juni, kurz nachdem sich der Vorstand der Kreisgruppe München des Bund Naturschutz über das Abholzen von Weiden an der Museumsinsel beschwert hatte, fällte ein Biber eine im Zuge der Isarrenaturierung gepflanzte Weide über Nacht. So etwas nennt man wohl Ironie des Schicksals. Hätte der Bund Naturschutz vorher mit den Biber absprechen sollen.

Fazit: Ohne natürliche Feinde wird es langfristig nicht gut gehen für Biber – und Baumbesitzer. Wer also einen kreativen Lösungsvorschlag parat hat, der melde sich gerne beim Münchner Bibermanagement im Landratsamt!

Ein Beitrag aus der dritten Ausgabe der „Bogenhausen News“ – publiziert von Duken & v. Wangenheim